Kennst du das auch? Du würdest gerne eines deiner Overlockgarne in der normalen Nähmaschine als Oberfaden verwenden?
Aber mit den Unterfadenspulen ist das einfach nicht das Wahre?
Ich habe ein bisschen rumprobiert und es geschafft, mein Overlockgarn auf eine leere Garnrolle aufzuspulen.
Du brauchst dafür:
• Eine leere Garnrolle (gerne die längeren aus Pappe, von den 1000m-Nähmaschinengarnen)
• etwas Knete und einen Stift zum Festhalten – oder einen passenden stabilen (!) Trinkhalm
• eine normale Nähmaschine
• eine Overlockmaschine oder einen Konenhalter*
Du kannst nun natürlich einfach deine Overlock-Kone auf dem Konenhalter* neben die Nähmaschine stellen und damit nähen.
Aber was, wenn du keinen Konenhalter hast, oder eine zweite Garnrolle mit der gleichen Farbe brauchst?
Lass uns also versuchen, das Garn auf eine kleinere Rolle umzuspulen:
Garn umspulen – quick & dirty – so gehts:
Zuerst musst du deine leere Garnrolle auf dem Unterfadenspulenhalter deiner Nähmaschine befestigen.
Da so eine Garnrolle normalerweise einen größeren Durchmesser hat als das Loch einer Unterfadenspule, musst du dir irgendwie behelfen.
Dafür habe ich zwei Möglichkeiten gefunden:
Beim ersten Versuch habe ich einfach etwas Knete in das Ende der (zu diesem Zeitpunkt noch leeren) Garnrolle gedrückt.
Es gibt aber auch etwas festere Trinkhalme, die perfekt auf einen Unterfaden-Spulenhalter passen.
Diese Trinkhalme haben einen etwas größeren Durchmesser als die herkömmlichen Plastik-Trinkhalme mit biegsamem Ende.
Die normalen sind zu klein und die ganz dicken Smoothie-Halme zu groß!
Juhu! So einen mitteldicken, festen Trinkhalm kannst du tatsächlich einfach auf deine Nähmaschine stecken, und dann die Garnrolle draufstecken.
So oder so – jetzt steht die leere Garnrolle auf den Unterfadenspulenhalter meiner Nähmaschine.
Der Unterfadenspulenhalter ist das Teil, auf das man normalerweise die Unterfadenspulen aufsteckt, um den Unterfaden aufzuspulen.
Nun brauchst du noch dein Overlockgarn:
Wenn du keinen freistehenden Konenhalter* hast, kommt jetzt die Kone mit dem Overlockgarn, von der du das Garn abwickeln möchtest, auf einen Konenhalter deiner Overlockmaschine.
Die Overlock musst du jetzt strategisch günstig in der Nähe der normalen Nähmaschine aufstellen.
Jetzt versuche ich vorsichtig zu spulen – genau so, wie man normalerweise eine Unterfadenspule aufspult:
Erstmal langsam starten.
Dabei halte ich das Ende des Nähgarns erstmal mit einer Hand fest.
Der Trinkhalm kann alleine stehen und hält die Garnrolle aufrecht.
Bei der Knet-Methode muss ich die Garnrolle zusätzlich noch mit Hilfe eines passenden Stiftes o.ä. stabilisieren.
Wenn der Anfang dann geschafft ist, halte ich mit der anderen Hand den Faden, der von der Overlockkone kommt, ein wenig fest. Es darf nicht zu locker gespult werden.
Wichtig: Nun musst du das Garn immer rauf und runter bewegen, so dass die Garnrolle am Ende gleichmäßig gefüllt wird.
Achtung: Man darf das Garn dabei nicht zu locker halten, sonst wird es doch arg locker aufgespult!
Und fertig! 😀
Ob das nun auch mit anderen Versuchsanordnungen, äh, Nähmaschinen klappt, weiß ich allerdings so gar nicht – vermutlich nicht mit allen… ich bin gespannt auf euer Feedback und eure Ideen dazu.
Wie macht ihr das?
Zugegeben, meine selbst erdachte Umspul-Methode ist schon eher quick & dirty.
Also hab ich mich schlau gemacht und noch mehr Infos übers Auf- und Umspulen von Garnen gesammelt:
Für Tüftler: Garn umspulen – Umspulmaschine selber bauen
Was die Stricker können, können wir Näher doch sicher auch!
In „Strickmaschinenkreisen“ sind Umspul-Maschinen jedenfalls viel gängiger als im Nähbereich.
Klar, denn normale Wollknäule lassen sich mit einer Strickmaschine nicht verstricken. Die muss man vorher zu Konen wickeln.
Kein Wunder also, dass ich da einiges an Wollwickel-Maschinen gefunden habe.
So einen Wollwickler müsste man jetzt nur noch auf die Abmessungen einer Nähgarnrolle umfunktionieren…?
Hier endet leider mein technisches Know-How und ich vermisse meinen Vater sehr, der mir so eine Maschine mal schnell hätte bauen können.
Aber, ich hab mir da was bestellt – wenn das klappt, bekommt ihr hier bald eine einfache Anleitung zum Eigenbau 🙂
Und auch Angler wickeln anscheinend gerne mal größere Mengen an Schnur auf.
Auch zum Aufwickeln von Angelschnur kannst du kleine Maschinen kaufen, die aber vermutlich nicht mit den Anforderungen einer Nähmaschine kompatibel sind. Die Geräte sind zwar preisgünstig, aber ich nehme an, dass sie das Garn (ähem, die Angelschnur!) zu ungleichmäßig aufwickeln.
Dr. Catch hat sich so eine Angelschnur-Spulmaschine mit Hilfe der Bohrmaschine gebaut.
Falls du maschinenbautechnisch begabt bist oder jemanden kennst: Das lässt sich vielleicht auch für Nähgarn umfunktionieren. (und schick mir bitte den Link, falls das klappt, das interessiert mich!)
Technikexperten bzw. Elektro-Bastler finden auch im elektronik-Forum einige Anregungen zum Bau einer Aufspul-Maschine.
Für Schneider-Profis: Garn maschinell umspulen
Es gibt zum Umspulen von Nähgarnen natürlich auch professionelle Maschinen zu kaufen.
Für uns Otto-Normal-Näher macht so eine teure und große Anschaffung natürlich wenig Sinn – aber wenn du mal schauen möchtest oder eine Schneiderei im größeren Stil betreibst: So sieht so etwas aus.
Für den Unterfaden gibt es aber tatsächlich kleine, bezahlbare Spulmaschinen:
Auf YouTube kannst du dir z.B. den SideWinder™ in Action anschauen.
Um das Garn von großen Konen abzuspulen, würdest du aber auch hier wieder eine professionellere Lösung brauchen, wie zum Beispiel dieses Gerät von Brother.
Nähgarn aufspulen: So machts die Industrie
Hersteller von Nähgarnen benutzen zum Aufspulen der Nähgarne sogenannte Kreuzspulmaschinen oder auch Parallel-Spulmaschinen.
Sicher hast du auch schon Garnrollen gesehen, bei denen das Garn über Kreuz aufgewickelt ist – und solche, bei denen es parallel gewickelt ist.
Beides hat für verschiedene Einsatzzwecke seine Daseinsberechtigung:
Im Nähfragen-Blog ist der Unterschied und die Auswirkung auf die jeweilige Nähmaschine ganz gut erklärt.
Wobei die moderenen Nähmaschinen eigentlich alle Kreuzwickel-Garne haben möchten, und die parallele Wickel-Weise heutzutage vor allem bei Unterfadenspulen zum Einsatz kommt.
Ah, wieder was gelernt! Näh-Nerdwissen, hurra!
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13 Kommentare
Das sieht jedenfalls sehr McGyver aus 🙂 aber irgendwie versteh ich nicht, warum man das Garn umspulen muss… wäre es nicht einfacher, die Overlockkone auf die normale Nähmaschine zu stellen?
LG Jenny
hi Jenny,
die hält doch nicht, weil sie eine sehr große Öffnung hat…!
Ich bin auf diesen Blog gestoßen, weil ich für die Overlock-Maschine nicht jedes Mal 4 Konen in der passenden Stofffarbe zu kaufen will! Entsprechend brauche ich das für die Ovi und nicht für die herkömmliche Maschine, … ob das auch geht?! Und: Kann ich mir berechnen, wieviel ich jeweils für die einzelnen Konen brauche? … Diese verbrauchen ja sehr verschieden viel Garn für die gleiche Länge Naht!?!
*g* die passt da doch nicht drauf – bei dir??
Man kann das Garn natürlich auch einfach auf Unterfadenspulen spulen, aber ich hab den Eindruck, da zickt manchmal die Fadenspannung herum. Daher diese Lösung!
Danke für den Tipp.
Ich hab zwar einen Konenständer, den ich hinter meine Nähmaschine stellen kann. Aber manchmal brauch ich einfach noch eine zweite Rolle mit der gleichen Farbe. Bisher hab cih dann immer auf eine Unterfadenspule gewickelt
Stimmt, jetzt wo du's sagst… – ich hab schon ewig einen Häkelhaken mit Tesa an die kleine komische "Stange" geklebt. Das hält super und ist schon so Gewohnheit, dass ich gar nicht drüber nachgedacht hab. Ich hab mich nur über das aufspulen gewundert und mich gefragt warum man das muss… Dafür wär ich auf die Idee mit der Unterfadenspule nicht gekommen…
Ich hätte dazu noch eine Idee – man könnte die Overlock-Spule auch auf einer alten CD-Rohling-Spule (heißt das so???) aufstecken und dann einfach neben die Nähma stellen…. habs aber noch nicht ausprobiert, da ich keine Overlock und damit kein Overlockgarn habe.
Klasse Idee!! – Funktioniert bestens bei meiner Singer. Die CD-Spindel hatte sogar ein Loch, so dass ich sie auf den normalen Garnspulenhalter stecken konnte. Danke 🙂
Hallo, ich stecke einfach eine dicke Garnrolle auf die Nähmaschine und darauf die Overlockgarnrolle. Da wackelt nix.
ja, gute Idee – das geht bestimmt auch, wenn die Garnrollen senkrecht stehen!
Bei mir liegen sie allerdings, und da wäre nicht genug Platz für eine große Kone.
Und manchmal braucht man eine Farbe ja auch doppelt.
Hallo, ich klebe eine leere Unterfadenspule auf eine leere Garnrolle zum umspulen.
Danke für den super Tipp. Ich habe in Ermangelung leerer Garnrollen einfach den Strohhalm in 3 Teile geschnitten und diese direkt als Garnrollen genutzt. Noch einfacher! 😉
Ich benötige 2 leere Garnrollen. Eine schneide ich der Länge nach auf, drücke sie in sich zusammen und schiebe sie in die leere Garnrolle. Geht etwas schwer, dafür passe der Durchmesser genau auf den Spulenwickler. Dann Garn aufspulen und zum Schluss die innere Garnrolle mittels Kneifzange entfernen.