Kurz vorweg:
Diesen Blogbeitrag hab ich schon vor längerer Zeit geschrieben. Daher steht da so gar nichts von Corona & Co. drin.
Ich schalte den Beitrag jetzt einfach mal frei, denn wer weiß – womöglich möchtest du ja etwas nähen und es lassen sich aufgrund der momentanen Situation keine passenden Knöpfe auftreiben?
Also müssen wir mit unseren vorhandenen Materialien doppelt kreativ werden, umfärben, lackieren und so weiter!
Mein Regenmantel braucht coolere Knöpfe – aber meint ihr, ich schaff es endlich welche zu kaufen?
Und außerdem gibt es kaum Nervigeres, als Knöpfe abzutrennen und Neue anzunähen.
Kann man die Knöpfe nicht einfach umlackieren!?
Aber womit malt man am besten Knöpfe an, so dass es auch hält?
Ich wollte es mal wieder genau wissen und habe viele verschiedene Lacke ausprobiert:
Lackstifte, Nagellack, Acryllack, Kunstharzlack, Autolackstift, Industrie-Lackstifte und Industrie-Pastenmarker.
Das überraschende Testergebnis
Nach einigen Runden in der Waschmaschine steht fest:
Testsieger beim Knöpfe lackieren sind der Kunstharzlack und – der Nagellack!
Nagellack? Wirklich?! Dass manche Leute Knöpfe mit Nagellack bemalen, hatte ich zwar schon gelesen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass das wirklich kratzfest ist.
(Ist es auch nicht 100%, aber die anderen Farben konnten bei meinen Versuchen noch weniger.)
Aber – das Ergebnis find ich cool:
Lust auf einen nerdigen Knopflackiertest? Hier kommen meine detaillierten Testergebnisse!
Knöpfe lackieren: Der Lackfarben–Test
Versuchsaufbau:
Um Knöpfe neu zu lackieren, solltest du sie unbedingt auf einer Unterlage befestigen. Ein Stück Styropor und Stecknadeln sind gut geeignet:
Wenn die Knöpfe bereits an einem Kleidungsstück angenäht sind, kannst du z.B. ein eingeschnittenes Stück Luftpolsterfolie darunterschieben:
Knöpfe lackieren – so habe ich getestet:
Verwendet habe ich je fünf Knöpfe aus verschiedenen Materialien:
Metallknöpfe, Kunststoffknöpfe, Knöpfe aus transparentem Kunststoff und Kunststoffknöpfe in Perlmuttoptik.
Diese Knöpfe habe ich dann (teilweise mehrmals) mit folgenden Farben lackiert:
Lackstifte aus dem Bastelbedarf, Nagellack, Acryllack, Kunstharzlack, Autolackstift, Industrie-Lackstifte und Industrie-Pastenmarker.
Und so haben die Farben beim Knopf-Lackier-Test abgeschnitten:
1) der Nagellack:
Nagellack gibt es natürlich in verschiedenen Qualitäten. So richtig teuren habe ich nicht da, also habe ich einfach mehrere Marken und Farben an den Knöpfen ausprobiert.
Deckkraft des Nagellacks: Unterschiedlich
Farbauftrag: halbwegs gleichmäßig, kommt auf den Nagellack an
Trocknungszeit: kurz, daher muss man schnell arbeiten.
Acryl-Buntlack:
Acryl-Buntlack ist in jedem Baumarkt zu haben.
Ich habe grünen Renovo Buntlack glänzend* verwendet.
Deckkraft des Acryllacks: gut
Farbauftrag: relativ gleichmäßig
Trocknungszeit: wenige Stunden
Buntlack / Lackfarbe / Kunstharzlack (kein Acryl):
Kunstharzlack ist anscheinend out – kürzlich im Baumarkt wollte man mir jedenfalls keinen verkaufen (“Kunstharzlacke haben wir komplett aus dem Sortiment genommen, es gibt nur noch Acryl!”).
Aber irgendwo im Schrank habe ich alte Basteltante natürlich noch lösemittelbasierten Kunstharz- bzw. Alkydharzlack (Renovo Buntlack seidenmatt in schwarz*).
Deckkraft des Kunstharzlacks: gut
Farbauftrag: relativ gleichmäßig
Trocknungszeit: mehrere Stunden, man kann sich beim Malen also Zeit lassen.
Und worin besteht der Unterschied zwischen Kunstharzlack und Acryllack?
Acryllack ist ein wasserbasierter Lack:
• er ist geruchsarm, umweltschonender als Kunstharzlacke
• trocknet relativ schnell, aber nicht so schnell wie Nagel- oder Autolack
• vergilbt nicht, ist UV-beständig
• einfache Verarbeitung, da wasserlöslich
Kunstharzlack ist ein lösemittelhaltiger Lack:
• er hat eine gute Offenzeit (= man muss nicht so schnell arbeiten, der Lack braucht dafür länger zum Trocknen)
• guter Verlauf
• harte und kratzfeste Oberfläche, hohe Stoß-, Schlag- und Scheuerfestigkeit
• nicht wasserlöslich, evtl. gesundheitsschädlich (Geruch)
Alle Unklarheiten geklärt?
Dann kann es ja weitergehen mit dem nächsten Testkandidaten!
Auto-Lackstift
Ebenfalls im Baumarkt gefunden habe ich einen silbernen Autolackstift (von Dupli Color).
Autolack, das klingt nach absolut witterungs- und kratzbeständiger, langer Haltbarkeit.
Für das Bemalen meiner Knöpfe warte ich jetzt aber erstmal auf besseres Wetter.
Denn laut Packung könne die Autolackstifte – oha! – Schläfrigkeit und Benommenheit verursachen.
Klingt nicht ganz ohne, also mal lieber bei offenem Fenster oder draußen verarbeiten! Enthalten ist n-Butylacetat und Propan-2-ol (was auch immer das ist.)
Eingeschlafen bin ich zwar nicht, aber jetzt riecht mein Büro tatsächlich wie eine Autolackiererei.
Vom Handling her hat der Autolackstift Ähnlichkeit mit einem Nagellack. Er ist auch schnell nicht mehr ganz flüssig, man sollte also zügig und nicht zu sparsam damit arbeiten – dachte ich.
Aber das war wohl nix: Laut Hersteller soll man den Autolack nämlich in mehreren dünnen Schichten auftragen.
Und ausgerechnet mein Silber ist wohl ohne Klarlack gar nicht witterungsbeständig. Mal sehen, was der Waschmaschinentest dazu sagt.
Deckkraft des Auto-Lackstifts: gut
Farbauftrag: relativ gleichmäßig. Lieber schnell mehrere Schichten auftragen als eine dicke!
Trocknungszeit: ca. 20 Minuten
Lackstifte aus der Bastelabteilung:
Mit den normalen Lackstiften (edding 750*, Marabu Brilliant Painter, Schneider Maxx 270) lassen sich die Knöpfe gut anmalen.
Deckkraft der Lackstifte: Ganz gut
Farbauftrag: einigermaßen gleichmäßig
Trocknungszeit: eher kurz, allzu lange sollte man sich beim Bemalen nicht Zeit lassen
Allerdings hat es der weiße Stift von Schneider geschafft, die (vorher rote) Farbe des einen Knopfes anzulösen. Huch!!
Industrielackstifte
Da mich die normalen Lackstifte nicht überzeugt haben, habe ich auch noch zwei Industrie-Lackstifte ausprobiert: Den edding 8750 und den Pastenmarker edding 950.
Der Industrie-Lackstift edding 8750 hat allen Ernstes bei einem Knopf die Oberfläche etwas angelöst (=aufgerauht). Außerdem riecht er definitiv stärker als die Lackstifte aus dem Bastelladen.
Der Pastenmarker ist – wie schon erwartet – vom Farbauftrag her leider zu ungleichmäßig und scheidet daher aus, auch wenn er den Waschtest ganz gut überstehen wird.
Und nun wird es spannend. Waschmaschine, wir kommen!
Die selbst lackierten Knöpfe nach dem Waschen
Nach einem ersten Waschgang sehen meine Knöpfe – Überraschung! – so aus:
Bei allen Metallknöpfen ist der Lack vor allem eins: Teilweise ab.
Ausnahme: Der schwarze Kunstharzlack sieht auf dem Metallknopf weitgehend unversehrt aus.
Bei den Plastikknöpfen sieht es schon besser aus:
Erstaunlich gut gehalten haben sich der Acryllack und der Nagellack.
Beide hatten Probleme mit einem der Plastikknöpfe, sehen aber auf den anderen noch sehr gut aus.
Diese Knöpfe habe ich halb mit Acryllack (grün) und halb mit Knustharzlack (schwarz) bemalt:
Der (schwarze) Kunstharzlack hat das Waschen am besten überstanden.
Nur dem großen Knopf ist auch der Kunstharz-Lack weitgehend abgeplatzt.
Dieser Knopf war allerdings ein “Erbstück” von meiner Großtante – und beim zweiten Hinsehen vermute ich, dass es ein echter Hornknopf sein könnte. Den lass ich also mal außer Konkurrenz laufen.
Enttäuschendes Ergebnis: Der Autolackstift!
Nach dem Waschen sehen nur noch zwei von vier der mit Autolackstift bemalten Plastikknöpfe einigermaßen gut aus.
Noch ungeeigneter sind sämtliche Lackstifte:
Weder die Farbe des Industrie-Lackstiftes noch die der normalen Lackstifte aus der Bastelabteilung hat die Wäsche gut überstanden.
Nur bei einem von 8 Knöpfen ist die Lackstift-Farbe nach dem ersten Waschmaschinen-Durchgang noch intakt.
Gut gehalten hat der Industrie-Lackstift außerdem auf dem transparenten Knopf, dessen Oberfläche er etwas angelöst hatte – aber das kann ja nicht der Sinn der Sache sein.
Ich habe die selbst lackierten Knöpfe danach noch mehrfach in der Waschmaschine gewaschen.
Allerdings unter erschwerten Bedingungen: Die Knöpfe waren alle zusammen in einem Wäschesäckchen und haben dementsprechend gescheuert.
So sehen sie nun aus:
Knöpfe lackieren: Mein Fazit
Wenn du Knöpfe lackieren möchtest, verwende dafür am besten Nagellack oder Kunstharzlack.
Am besten hält die Farbe auf Kunststoffknöpfen.
Metallknöpfe kannst du – wenn überhaupt – nur mit Kunstharzlack bemalen.
Bei häufig gewaschenen oder stark beanspruchten Kleidungstücken würde ich komplett vom Umlackieren absehen und doch lieber neue Knöpfe kaufen.
Oder du probierst, die Lackfarbe noch mit einer Schicht transparentem (Acryl-?)Lack zu versiegeln.
Dann hatte an dieser Stelle erstmal keine Lust mehr auf weitere Knopf-Färbe-Tests, aber vielleicht hat das ja jemand von euch auch schon probiert? Ich freu mich über Feedback und eure Erfahrungen!
Für meinem Regenmantel, der sicher nicht wöchentlich in der Waschmaschine landet, finde ich den Nagellack jedenfalls haltbar genug – und schick ist er definitiv! 🙂
Und nun, 2 Jahre später – mein Erfahrungsbericht: Hat die Farbe gehalten?
Ich muss ja zugeben dass ich, trotz Hamburger “Schmuddelwetter”, nicht andauernd einen Regenmantel trage. Dank meiner süddeutschen Roots bin ich wohl eher immer noch Team Schirm, sofern ich nicht mit dem Fahrrad unterwegs bin.
Aber das bin ich eben doch immer öfter, und so wurde auch der Regenmantel mit den silbernen Knöpfen getragen und war auch in der Waschmaschine.
Und was soll ich sagen – die Farbe, also der Nagellack – hält immer noch! Hurra!
Das Silber tendiert zwar ein wenig in Richtung Antik-Silber-Look, aber das stört mich nicht. Die große Abblätter-Katastrophe ist jedenfalls definitiv ausgeblieben.
Also: das kann man so machen!
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6 Kommentare
Vielen lieben Dank für das viele experimentieren. Es hat mir gut geholfen. LG
Super Versuch, super kommentiert, super dokumentiert!! Hat mir sehr geholfen 🙂
Danke dafür!!
Hi,
ich stand gerade vor dem gleichen Problem. Ich finde die Erklärung echt super und es hat mir definitiv weiter geholfen. An Nagellack hatte ich auch schon gedacht, aber ich hab gerade nicht die passende Farbe da. Der Vorteil: Nagellack ist nun wirklich nicht so teuer.
Neue Knöpfe für das Faschingskostüm meines Sohnes hätten mich glatt 8 bis 12 Euro gekostet 🙁
Also kauf ich gleich den richtigen Nagellack und dann geht es ans einfärben.
Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung
Hallo, supertolle Hilfe. Habe eine Strickjacke mit 22! kleinen dunkelblau lackierten Permuttknöpfchen. Je 5 an Ärmelbündchen, Rest vorn. Bei 10 ist inzwischen etwas von der Farbe abgeplatzt. Keine Lust und auch teuer soviele Knöpfe neu anzunähern. Jetzt suche ich mir passenden Nagellack.
Hallo aus München in meine alte Heimat Hamburg!
Ich habe soeben diesen Beitrag über Google gefunden, weil ich vor dem “Problem” stehe, dass ich die Knöpfe einer alten Jacke von silberfarben auf rosegold umzulackieren. Habe vor einiger Zeit Schmuck in letzterer Farbe für mich entdeckt und als kleine Perfektionistin mag ich es einfach, wenn alles hübsch zusammenpasst. Ist halt einfach ein schöner, kleiner Hingucker, wenn die Knöppe zu den Ohrringen passen.
Jaaa, fällt wahrscheinlich keinem Menschen auf, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es eben diese Kleinigkeiten sind, die einem die meisten Komplimente einbringen. Und mal ganz ehrlich, wer fühlt sich denn bitte nicht geschmeichelt, wenn man auf diese Kleinigkeiten angesprochen wird? Mir zumindest hüpft das Herz dabei ein paar Takte schneller, weil ich mich sehr darüber freue.
Long Story short: Die Idee mit dem Nagellack ist mir auch schon gekommen und ich fühle mich durch deinen Artikel bestätigt.
Allerdings überlege ich, ob ich dazu nicht UV-Lack benutzen könnte. Da gibt es auch richtig hochglänzende Lacke, die – zumindest auf den Nägeln – mehrere Wochen so ziemlich alles aushalten.
Die Knöpfe einer Jacke müssen ja nicht so viel aushalten wie meine Fingernägel (ich bin Musikerin). In der Waschemaschine landet sowas bei mir eh nur im Wäschenetz und auf links gedreht.
In der Theorie müsste man die Oberfläche anrauhen, mit Alkohol von Fett und sonstigem Kram befreien, grundieren, Farbe drauf und anschließend versiegeln. Alles halt unter der UV-Lampe aushärten lassen und das Zeug ist ohne mechanischen Aufwand (schleifen) und einer gewissen Badezeit in Aceton ja kaum lösbar.
Ich probiere es jetzt einfach mal aus.
Danke für deinen wunderbar geschriebenen Bericht. War echt eine Freude ihn zu lesen.
So, jetzt schaue ich mich noch weiter auf deiner Seite um.
Bis denne!
Geile Idee! Macht echt jedes schlichte Kleidungsstück zum Hingucker. Hatte mich nämlich auch gefragt, ob das geht, denn neue knöpfe sind teilweise recht teuer u das wäre eine heidenarbeit so viele knöpfe umzugehen und man kann hier ganz kreativ sein. Echt toll