Ihr habt mich gefragt, wo es denn Badestoffe mit UV-Schutz-Faktor zu kaufen gibt, und ob man die für eine Badehose oder einen Badeanzug überhaupt braucht.
Ich finde: Braucht man nicht. Nicht für eine Badehose.
Neben dem Badeanzug / Bikini und der Badehose hab ich ja aber auch das Schnittmuster „Kinder-UV-Set“ für euch – und dafür möchte man definitiv Stoffe mit UV-Schutzwirkung haben.
Stoff mit UV-Schutz: Für manche Badesachen eine gute Idee!
Leider habe ich nirgendwo schön zusammengefasste Infos zum Thema UV-Filter in Stoffen gefunden – also musste ich selber recherchieren.
Hier sind meine gesammelten Infos zum UV-Schutz-Faktor von Textilien:
(Achtung, nerdiges Näh-Wissen, aber interessant! 🙂
Allgemeines zu UV-Schutz-Stoffen:
(Bade-)Stoffe mit ausgewiesenem UV-Faktor sind als Meterware leider eher selten zu bekommen.
Ein paar Bezugsquellen haben wir dennoch gefunden (siehe unten).
Alternativ kannst du auch überlegen, einfach “normale” Bade-Lycra-Stoffe zu vernähen.
Bade(anzug)stoff – ob mit oder ohne speziellen UV-Schutz – besteht meist zu ca. 80% aus Kunstfasern wie Polyamid (Nylon) bzw. Polyester und hat bis zu 20% Stretchanteil (Lycra, Elasthan, Spandex). Er ist schnelltrocknend und oft auch salzwasser- bzw. chlorresistent.
Genau solche Stoffe sind auch am besten für das UV-Schutz-Set geeignet
Übrigens: Die Bade-Stoffe mit UV-Schutz sind häufig aus Polyester, “normale” Badestoffe dagegen meistens aus Polyamid.!
Bezugsquellen für spezielle UV-Stoffe (Stand 2016):
Laura & Ben (lauraundben.de), Funfabric (funfabric.de), Rockywoods (USA, rockywoods.com), funkifabrics (UK, funkifabrics.com), Boo!Designs (Australien, boodesigns.com.au), außerdem evtl. etsy, ebay …
Sonnenschutzwirkung normaler Stoffe
Einfluss auf die Sonnenschutzwirkung von Stoffen haben…
• das Material:
Den höchsten Sonnenschutz bieten von Haus aus Polyester und ähnliche synthetische Materialien.
Gefolgt von Nylon, Wolle und Seide.
Am wenigsten Schutz bieten – leider – im Sommer beliebte luftige Stoffe aus Baumwolle, Viscose und Leinen.
• die Beschaffenheit des Stoffes:
Logischerweise kann bei locker gestrickten oder gewebten Textilien mehr UV-Strahlung durch den Stoff dringen als bei dicht gewebten/gewirkten Textilien. Ebenso hat das Volumen der verarbeiteten Garne einen Einfluss auf den UV-Schutz.
Und: Je schwerer der Stoff, desto höher der Schutz.
• Farbe und Färbetechnik:
Je dunkler die Farbe, desto besser der UV-Schutz des Stoffes. Generell führt jede Färbung zur Verbesserung des UV-Schutzes. Wichtig ist dabei, dass die Farbe lichtecht ist, denn das Ausbleichen der Farbe verschlechtert den Schutz.
Wissenschaftler (Uni Bochum) fanden außerdem heraus, dass kräftiges Grün und Rot die UV-Strahlung am besten abblocken.
• Feuchtigkeit:
Interessant: Polyamid mit Elasthan (also der klassische Badestoff) hat in nassem Zustand meist mehr Schutzwirkung als in trockenem.
Bei Baumwolljersey dagegen ist die Schutzwirkung beim trockenen Stoff höher.
• Dehnung des Gewebes:
In gedehntem Zustand (=eng anliegende Kleidung) ist der UV-Schutz eines Stoffes reduziert.
• Abnutzung beim Gebrauch und das Waschen reduzieren ebenfalls den Sonnenschutzfaktor.
Durch „gegen das Licht halten“ kann man oft schon ganz grob die Schutzwirkung eines Stoffes einschätzen.
Sonnenschutzfaktor?
Bei Textilien heißt der Lichtschutzfaktor USF (“UV-Schutzfaktor”), bzw. auf englisch UPF (“Ultraviolet Protection Factor”).
Dieser Faktor gibt an, wie stark das Kleidungsstück die Sonne abschirmt.
USF >40: Hervorragender UV-Schutz.
Mehr als 97,5% der UV-Strahlen werden abgeblockt.
USF 25-39: Sehr guter UV-Schutz
96% bis 97,43% der UV-Strahlen werden abgeblockt.
USF 15-24: Guter UV-Schutz
93,3 % bis 95,8% der UV-Strahlen werden abgeblockt.
UV-Schutzkleidung hat einen USF von 20-80
Dichte Baumwollkleidung hat einen USF von ca. 20
Leichte Baumwollkleidung hat einen USF von ca. 10
Beispiel: Ein weißer Baumwollstoff hat einen USF von ca. 10 – das heißt, er lässt 10% der UV-Strahlung durch.
Immerhin 90% der UV-Strahlung werden von solchen Stoffen also bereits abgeblockt!
USF 40 bedeutet, dass nur noch ein Vierzigstel (2,5%) der UV-Strahlung durch den Stoff durchkommt.
Wie kommt der (chemische?) Sonnenschutz in den UV-Stoff?
Bei der Herstellung von speziellen UV-Schutz-Stoffen spielen die Dichte und das Volumen der verarbeiteten Garne, und die Art der Färbung eine wichtige Rolle (s. oben).
Hinzu kommt meist noch eine Spezialbehandlung bzw.- ausrüstung mit einem UV-Blocker.
So kann der UV-Schutz von Textilien z.B. dadurch erhöht werden, dass die Fasern mit sonnenlichtreflektierenden Stoffen wie Titanoxid “beschichtet” werden.
Zinkoxid oder Titandioxd kommen ja auch in Sonnencreme zum Einsatz. Sie schützen effektiv und unsichtbar vor UV-Strahlung.
Oder aber solche Oxide / Pigmente werden schon bei der Herstellung des Garns in Form von winzigen Nanopartikeln in die Kunstfasern eingelagert. Auf diese Weise bleibt dann der UV–Schutz auch nach vielen Wäschen noch erhalten.
Mein Fazit:
Ich finde, anhand dieser Infos kann man ganz gut einschätzen, ob der Kauf von speziellen UV-Stoffen für den angedachten Zweck sinnvoll und notwendig ist.
War echt mal interessant, das alles so zusammenzuschreiben, mir waren die Details nämlich auch nicht ganz klar.
Darüber hatte ich in den lumpigen zwei Semestern Textilchemie damals jedenfalls nichts gelernt!
Dieser Text ist ein Auszug aus meinem e-Book UV-Set.
Inhaltliche Quellen:
www.dotstextil.com • www.dtnw.de • www.hautsache.de • www.hauttumorzentrum-bochum.de • www.hohenstein.de • www.rockywoods.com • www.sunsible.com • www.schattenblick.de • www.uvstandard801.com • de.wikipedia.org/wiki/Lichtschutzfaktor
Vielen lieben Dank für die Probenäh-Fotos auf dieser Seite an
Natalie / Handgemacht im Schneckengrün, facebook.com/HandgemachtimSchneckengruen und Annika / I like to sew stuff, facebook.com/ilike2sewstuff 🙂
Schnittmuster Bezugsquellen:
Mein Näh-e-Book UV-Set – für ganz Kleine mit Größe 68 bis hin zu Schulkindergröße 140 – bekommst du wie immer im erbsenprinzessin Shop.
Außerdem bekommst du es bei etsy, Sewunity, Alles für Selbermacher und bei makerist*.
Das Näh-e-Book für den Mädchen-Badeanzug & Bikini gibt es ebenfalls im erbsenprinzessin Shop.
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4 Kommentare
das finde ich sehr spannend, danke für die Zusammenstellung !!
Liebe Britta
Herzlichen Dank für deinen Beitrag! Ich möchte mit Kids im Technischen Gestalten zum Thema „Sonnenschutz“ kreativ werden und suche Möglichkeiten um synthetische Stoffe mit einem UV-Blocker aufzuwerten. Kannst du mir weiterhelfen? Liebe Grüsse
Claude
[…] und trocknen schnell. Wenn ihr viel schwimmen geht, achte vielleicht auch noch darauf, dass sie UV-beständig, salz- und chlorwasserresistent sind. Dann steht einem tollen Pool-Sommer nichts mehr im […]
Ist Ihr Beispiel logisch? : „Ein weißer Baumwollstoff hat einen USF von ca. 10 – das heißt, er lässt 10% der UV-Strahlung durch.
Immerhin 90% der UV-Strahlung werden von solchen Stoffen also bereits abgeblockt!
USF 40 bedeutet, dass nur noch ein Vierzigstel (2,5%) der UV-Strahlung durch den Stoff durchkommt.“
Es ist doch umgekehrt: Ein USF von 10 ( sie beschreiben ihn selbst zuvor als den schlechtesten) lässt doch 90% der UV- Strahlung durch! Nur 10% werden abgeschirmt!