Nähen & Genähtes

Geht das Internet kaputt?

Internet kaputt? Ja, genau so fühlt es sich gerade an.

Da ist man eh schon ziemlich urlaubsreif und müde von dem ganzen Datenschutz-Theater und dem Wirbel um die Werbekennzeichnungen, da kommt kurz vor den Sommerferien die nächste Hammer-Meldung um die Ecke:

DaWanda macht dicht.
Ernsthaft, JETZT, nachdem wir und wochenlang mit dem Datenschutz rumgeschlagen haben, und dann mit der Werbekennzeichnung und bei beidem ganz viel noch gar nicht geklärt ist, grade JETZT soll die nächste Riesenbaustelle über einen hereinbrechen?
Ach so, in 2 Monaten “erst”?
An dieser Stelle schnappe ich etwas nach Luft.

Da hatte man (Ende Mai!) die DSGVO einigermaßen umgesetzt und sich drauf gefreut, bald wieder mehr Kreatives tun zu können – da werden (Mitte Juni!) die ganzen Influencer-Gerichtsurteile bezügl. Werbekennzeichnung bekannt und bedeuten erneut Mehrarbeit.

Mehrarbeit, weil man sich gründlich informieren muss, was denn nun Sache und rechtens ist.
Mehrarbeit, weil man ja halbwegs auf der sicheren Seite sein will und daher erstmal damit anfängt, einen Haufen Instagram-Beiträge nachzubearbeiten. (Zwischenzeitlich standen ja sogar so irre Annahmen im Raum, man müsse alle(!) Beiträge in allen(!) Social Media Kanälen als Werbung kennzeichnen, in denen man über seine eigenen Produkte berichtet. Realiser das mal einer für 8 Jahre und x Plattformen rückwirkend!).

Ich fange also damit an und nehme mir den Rest für die Sommerferien vor.
Ach, wollte ich nicht eigentlich wieder was Kreatives tun? Und die Kommunikation mit meinen Probenäherinnen nicht so schleifen lassen? Oh stimmt, außerdem sind ja Ferien und es ist Urlaub geplant.

Dann (letzte Juniwoche!)  kam dann die nächste unerwartete Meldung, die Arbeit nach sich zieht: Boardbooster macht dicht, mit einer Frist von geschlagenen 2(!) Tagen. (Wer es nicht kennt: Boardbooster ist ein Tool, das das Pinnen auf Pinterest erleichter. Und Pinterest – genau – ist eine super Suchmaschine, die Traffic für den Blog bringt.)
Wieder mal heißt es: Alternative finden, sich drum kümmern.

Und nun komme ich am späten Freitag abend (Ende Juni!) nach einem netten Abend nach Hause, schaue noch schnell ins ipad rein und lese Gerüchte – DaWanda macht dicht!?
öh… ohne diese News wäre ich definitiv besser eingeschlafen.

Am Samstagnachmittag bestätigen sich nun die Gerüchte.

Und jetzt? Obwohl ich meine Schnittmuster auf diversen Portalen vertreibe, ist und bleibt DaWanda meine umsatzstärkste Verkaufs-Plattform.
Was muss ich also tun, um das Ganze aufzufangen? Einen eigenen Webshop einrichten? Zusätzlich auf Instagram verkaufen? Neue Shop-Plattformen testen?
Ach Mist, es sind ja in 3 Tagen Sommerferien und ich wollte ja Urlaub machen. Und was Kreatives… ach lassen wir das.

Wisst ihr, langsam komm ich hier auch ans Ende meiner Weisheit, Geduld und meiner Kapazitäten.

Ich mache das alles hier nun schon seit einigen Jahren, gebe einiges Geld für rechtssichere AGB, Datenschutztexte usw. aus.
Ich bin in der glücklichen Lage, einigermaßen Ahnung von Webprogammierung zu haben, so dass ich meinen Blog auch selber und alleine ganz gut im Griff habe.
Ich kenne mich auch ein bisschen mit Urheberrecht aus und verfalle nicht wegen jeder potentiellen Abmahngefahr in Panik.
Und ich muss schönerweise nicht alleine unseren Familienunterhalt bestreiten.

Mein kleines Business ist also halbwegs professionell und entspannt aufgestellt – aber: Ich habe kein Personal, das sich um alles kümmern kann. Nur mich selbst.
Und irgendwann sind meine Kapazitäten und Nerven auch erschöpft.

So viele Kleinunternehmer, Hobbyshops und Linkpartys haben in den letzten Monaten schon aufgegeben. Es tut weh, das zu sehen. Und ich vermute, der Abmahnspaß (da lief ja sogar eine Petition) hat DaWanda nun den Rest gegeben.

So langsam bin ich ernsthaft sauer auf Abmahnvereine und übertriebene Datenschützer, die Blogger und kleine Unternehmer in letzter Zeit permanent vor neue Probleme stellen und es anscheinend tatsächlich schaffen, die DIY-Szene kaputt zu machen.

Und wer es schafft, die ganzen mehr oder weniger plötzlich geänderten Anforderungen zu wuppen, hat kaum noch Zeit für kreatives Arbeiten.
Und darum ging es doch eigentlich! Nicht um Datenschutz, Recht und Technik. Oder bitte zumindest nicht in den Ausmaßen.

Was Kreatives… ach ja. Vielleicht nächstes Jahr dann wieder.
Nun müssen wir erstmal sehen, was in den nächsten Monaten noch alles so wegbricht und wie wir das alles lösen können.
Denn das ist es, was mir aktuell echt jegliche Motivation nimmt:
Kaum hatte man eine Sache halbwegs erledigt, tut sich die nächste Baustelle auf.
An welcher Stelle soll ich überhaupt noch Zeit und Energie reinstecken, und wo soll ich anfangen? Was lohnt sich überhaupt noch?
Macht nächste Woche vielleicht mein Provider dicht? Wird WordPress eingestampft? Macht facebook zu? Was kommt da noch alles um die Ecke, mit kürzesten Übergangsfristen?

Wundert euch also bitte nicht, wenn ich kommunikationsmäßig mal wieder abgetaucht bin. Es gibt genug zu tun.
Nein, kreative Aufgaben sind das leider nicht.

Schöne Ferien wünsch ich euch. Und haltet durch, wenn ihr könnt!

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13 Kommentare

  • Antworten sonja 30/06/2018 at 22:13

    Liebe Britta,

    ich kann dich so gut verstehen! Es macht so langsam keinen Spaß mehr :(.
    Ich hab neulich was von einem Bloggerverband gelesen – sowas wäre so langsam wirklich nötig, damit unsere Interessen irgendwo vertreten werden.

    Nimm dir auch Zeit für dich und für Urlaub, ja? Wegrennen wird das Internet so schnell nicht!

    Lieber Gruß,
    Sonja

    1. Antworten Britta 30/06/2018 at 22:23

      danke dir! Ich denke es geht im Moment vielen Leuten so.
      Und ja, für einem Bloggerverband wäre ich auch sehr zu haben.
      Es wird sich sicher alles zurechtruckeln, ich frage mich nur wie lange das dauert und wer alles vorher aufgibt.

  • Antworten Arlette 30/06/2018 at 22:27

    Schnaps?
    Ich kann dir so gut nachfühlen, auch wenn mich das Ende von DaWanda jetzt persönlich nicht allzusehr betrifft. Aber dieses mürbe werden vor lauter Regulierungswut, das kenne ich auch. Es macht keinen Spaß mehr, wenn man immer erstmal überlegen muß, ob man möglichst alle Eventualitäten bedacht hat, bevor man etwas postet, beschreibt, verinstagramt oder was auch immer. Früher war mehr Internet(t), und ich habe nicht wenige meiner wirklich guten Freunde über das bloggen und andere Onlinekanäle gefunden.
    Manchmal denk ich, ich lass das alles einfach sein und lebe wieder ausschließlich offline. Aber weißt du was? Die, die noch da sind, sind das gallische Dorf. Und ich hab den Glauben noch nicht ganz aufgegeben, dass es auch wieder besser wird.
    In diesem Sinne: bitte halte durch. Und hab schöne Ferien.
    Ganz liebe Grüße!

  • Antworten Jill 01/07/2018 at 7:06

    Liebe Britta,
    Du sprichst mir so aus der Seele… ich frage mich oft wie die DIY Szene bei unseren EU Nachbarinnen auszieht. Ich habe nämlich oft den (noch nicht bestätigten) Eindruck, dass die (teils EU) Gesetze hierzulande ganz anders ein- und umgesetzt werden. Hilft uns natürlich nicht weiter aber ich vermute die Abmahnkultur ist was urdeutsches?

    Dir erstmal einen schönen Urlaub – hoffentlich sieht die Welt danach etwas rosiger aus?

    LG, Jill

  • Antworten Ina 01/07/2018 at 18:18

    Ja Britta, gut gebrüllt, Löwe! Ich bin so bei Dir!!!
    Ich sag nur ePravacy Verordnung… kommt in 2019… wieder so was hübsches.
    Alles sehr traurig, das Ganze DIY Business wird kaputt gemacht. Eine Schande ist das.
    LG Ina

    1. Antworten Ina 01/07/2018 at 18:19

      EPrivacy heißt es :-/

    2. Antworten Britta 02/07/2018 at 7:08

      danke dir!
      Und da ist sie schon wieder, die spontane Kopf-in-den-Sand-Reaktion. e-Privacy? Klingt so, als würde man Ende des Jahres erst erfahren was zu tun ist – und dann aber bitte schnell. Oh Mann.

  • Antworten Tina 01/07/2018 at 19:35

    Liebe Britta! Du sprichst mir aus der Seele! In Österreich haben wir übrigens genau denselben Salat! Aber wenn DU es nicht schaffst, wer dann? Alles Liebe Tina

    1. Antworten Britta 02/07/2018 at 7:18

      hi Tina,
      echt? ich hatte gehofft, anderswo wäre es einfacher. Wobei – vielleicht nicht unbedingt in Österreich 😉
      Halt die Ohren steif! Das muss doch alles irgendwie zu schaffen sein?!

  • Antworten Tanja Peter 02/07/2018 at 10:38

    Liebe Britta,
    Du schreibst mir aus der Seele. Hey, wir sind Kreative mit Stoff, Nadel und Faden. Vielen Ideen und noch mehr Liebe und was machen wir? Neue Verordnungen erarbeiten, immer mehr Bürokram und definitiv keine Aufträge erledigen. Ein Übergänge bis Ende des Jahres wäre schön gewesen. Ich habe diesen Sommer eine Auszeit, wollte soviel schaffen und voran kommen…. Pustekuchen… Es ärgert mich maßlos und ich überlege was ich mache…
    Der Gewinn bei dir war der Lichtblick am Wochenende und in einer stillen Stunde, wenn mich die Steuer fertig gemacht hat, dann nähe ich….
    Komm lass uns am Elbstrand treffen, ich bringe Erbbeersecco mit…
    Liebe Grüße
    Tanja

    1. Antworten Britta 02/07/2018 at 11:22

      Tanja, Elbstand? Gern! 😀

      Und Steuern, sag das nicht.
      Ich habe grade wieder eine Erinnerungsmail vom französischen Finanzamt bekommen, dass ich gefälligst meine 1-3 Euro Umsatzsteuer einreichen soll, weil ich doch sicher wieder ein bis drei ebooks nach Frankreich verkauft habe. Habe ich im letzten Quartal aber nicht. Jedes Mal muss ich dann zurückschreiben und sagen, dass ich diesmal keine so krassen Umsätze nach Frankreich hatte. Kein Kommentar!

      Gute Nerven dir für die Steuererklärung, gut dass dich so früh drum kümmerst!

  • Antworten Tanja 02/07/2018 at 16:29

    Im Moment bin ich einfach nur unsagbar froh, dass wir unseren Laden geschlossen haben. Mit so viel Theater, wie gerade losbricht, hätte der Tag locker 72 Stunden gebraucht, ich kam ja so schon oft mit den 24 Stunden nicht aus.

    1. Antworten Britta 03/07/2018 at 11:29

      oh ja, du hast so recht…

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