Seit Jahren versuche ich nach dem Try-und Error-Prinzip die besten Pflanzen für meinen Balkon zu finden, dessen Lage man am besten mit dem Wort “WETTER” beschreibt.
Habt ihr auch so einen Extremwetterlagenbalkon und könnt ein paar Tipps gebrauchen?
Bei mir grünt es momentan wieder soo wunderbar, ganz falsch scheine ich das wohl nicht bepflanzt zu haben 🙂
Hier kommen also meine Balkon- und Terrassentipps!
Balkonlage Norddeutschland & “WETTER”: Was pflanzt man da?
In Wirklichkeit handelt es sich bei unserem Balkon um irgendwas zwischen Balkon und Dachterrasse im 3. Stock.
Und da oben ist Wetter:
Südostseite. Also Sonne ab mittags. Und Wind.
Und natürlich Regenhagelschnee, denn ein Dach über der Balkonterrasse gibt es da oben nur in einer kleinen Ecke (was das Ganze nicht besser macht, aber dazu später).
Meine Kriterien beim Pflanzen-Kauf waren also diese:
Tipp #1: Alles, was nicht so hoch wird, ist gut.
Vergiss alle Blumen, die höher als 50–60cm werden. Denn das Hamburger Dachterrassen-Wetter tut weder langstieligen Dahlien, noch Sonnenblumen, Lupinen oder Gladiolen gut.
Was aber komischerweise funktioniert, sind Lilien. Die haben so dicke Stängel, dass sie offenbar auch dem Wind standhalten.
Lilien kaufst du im Frühjahr oder Herbst als Knolle. Sie kommen auch im Kübel viele Jahre lang wieder.
Tipp #2: Kaufe keine Pflanzen, die einen “geschützen Standort” haben möchten
Auch wenn sie noch so schön sind: Solchen Pflanzen wird es auf deinem windigen Balkon leider nicht gefallen.
Wahrscheinlich gehen sie nicht (sofort) kaputt, aber sie wachsen einfach nicht so, wie sie könnten und sollen, sondern bleiben klein und machen nicht viel her.
Ich habe den Lavendel inzwischen verschenkt und ein paar der Kräuter im Halbschatten auf den windgeschützten Fußboden gestellt, wo besser wachsen als in den exponierten Kästen: Pfefferminze, Estragon, Salbei und Petersilie zum Beispiel.
Schau also, dass du robuste Pflanzen findest, die Wind und Wetter gewöhnt sind und auch etwas Trockenheit abkönnen. Mediterrane Kräuter, Strandpflanzen oder Steingartengewächse sind z.B. gut geeignet:
Thymian, Oregano / Dost / Majoran in allen Variationen, Strandnelken oder – lecker für die Hummeln – einfach mal etwas Klee im Blumenkasten.
Wenn du Pflanzen stattdessen im Kübel windgeschützt in eine schattige Ecke stellen möchtest, achte darauf, dass sie Schatten mögen: z.B. Farne, Walderdbeeren, Funkien und ähnliches.
Durstige Gewächse wie Gurken, Zucchini, Tomaten oder Kürbisse pflanze ich auf dem heißen Balkon aus gutem Grund nicht.
Aber ein paar Kartoffeln können z.B. auch gut in einem Sack in einer schattigen Ecke wachsen.
So eine Mini-Gemüseplantage taugt natürlich nicht zur Selbstversorgung, sondern macht einfach nur Spaß und Kinder können sehen, wie Gemüse wächst.
Für die paar Balkonkartoffen musst du übrigens keine Saatkartoffeln kaufen: Schneide stattdessen einfach ein, zwei schon gekeimte Kartoffeln aus der Küche in Stücke und pflanze sie ein.
Tipp #3: Alles ist gut, was in der Natur in der Nähe wild wächst.
Das können auch Pflanzen sein, die vielleicht einfach so in einem deiner Balkonkästen aufgegangen sind. Lass sie ein paar Wochen wachsen und beobachte sie. Wenn sie dir gefallen, finde heraus was es ist.
Wenn sie dir einfach so zugeflogen ist, wird die Pflanze mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit im nächsten Jahr noch da sein, weil sie sich entweder an Ort und Stelle wieder aussät – oder eine Staude ist.
Beispiel aus meinen Blumenkübeln: Himbeeren. Die gekauften hatten mehrfach keine Chance, warum auch immer – aber halt, was ist denn da wild aufgegangen? Bestimmt Brombeeren?
Nein, es waren Himbeeren. Kleine und eindeutig nicht hochgezüchtete zwar, aber – sie wachsen und schmecken. Hurra!
Außerdem sind einheimische Pflanzen oft beliebt bei Bienen und Hummeln. Ein weiterer Pluspunkt für (stellenweisen) Wildwuchs auf dem Balkon!
Toll geeignet ist auch die Wildform der Geranien: Storchschnabel.
Hier in der Stadt blühen im Moment wieder riesige Stauden davon in Pink, die Büsche werden teils über einen Meter hoch und wachsen einfach am Straßenrand.
Ich habe mir davon natürlich schon einen kleinen Ableger abgeschnitten und er scheint anzuwachsen.
Außerdem habe ich mir im Pflanzenfachhandel drei weitere schöne Sorten Storchschnabel (mit botanischem Namen: Geranium) gekauft: Den pinken Balkan-Storchschnabel (wächst wie verrückt, wird aber nur 30-40cm hoch), einen zarteren weißen Storchschnabel (sehr hübsch!) und noch einen für den Herbst.
Pluspunkt: Bienen und Hummeln lieben diese Urform der spießigen Balkongeranie übrigens auch 🙂
Der beste ist aber der blaue Wiesen-Storchschnabel. Der ist nämlich auch noch eine einheimische Pflanze und manche Wildbienen stehen so sehr auf ihn, dass sie sogar in den Blüten übernachten. <3
Und damit wären wir auch schon beim
Tipp #4: Viele einheimische Büsche und Sträucher wachsen gut in Kübeln.
Besonders lecker: Beerensträucher!
Bestimmt hättest du auch gern etwas zum Ernten auf deinem Balkon. Hier kann ich dir Johannisbeeren und robuste Himbeersträucher empfehlen.
Am besten ist natürlich, du bekommst Ableger vom Nachbarn o.ä., dann kannst du relativ sicher sein, dass die Sorte an deinem Standort gut wächst.
Allerdings bin ich immer noch auf der Suche nach Brombeeren – die gekauften waren jedenfalls nichts und die selbst geschnittenen Ruten auch nicht.
Wild wachsende Brombeeren für Ableger zu finden sollte eigentlich kein Problem sein.
Und Johannisbeeren (sowohl schwarze als auch rote) wachsen wunderbar in (möglichst hohen) Kübeln.
Erdbeeren natürlich auch.
Überhaupt sind ein paar Sachen zum Naschen immer toll, wie z.B. auch Erbsen, Bohnen, Cocktailtomaten,…
Blühende Sträucher sind natürlich auch immer hübsch.
Ich finde ja Spiersträucher so schön. Aber auch da wollte ich gerne die einheimische Version haben. Ich habe also eine weidenblättrige Spiere (viel Spaß beim Ergattern dieses seltenen Gewächses!) in meinen Kübel gepflanzt.
Außerdem habe ich mich für einen Färberginster (wächst toll!) und einen ungefüllten Ranunkelstrauch (wächst leider nicht so gut) entschieden.
Und irgendwann habe ich mir einen Ableger (Wildtrieb!) von Nachbars Rosen geschnappt.
Ich bin gespannt wie er blühen wird. Auch das habe ich gelernt: Rosentriebe brauchen Jahre, bis sie blühen, sind dafür aber ursprünglich, unveredelt und daher viel besser für heimische Insekten als Edelrosen.
Ich hatte außerdem noch eine Forsythie im Kübel, die ich heute nicht mehr kaufen würde, da sich (mit Ausnahme dieser Sorte) anscheinend kein einheimisches Insekt für sie interessiert. Besser wäre wohl ein Glockenhasel oder eine Kornelkirsche gewesen.
Aber da waren auf den wundervollen Hamburger Pflanzenmarkt mal wieder die Augen größer als die Kübel und ich habe spontan viel zu viel gekauft!
Nachdem ich gelernt habe, dass man bitte bitte keine Schmetterlingsflieder (Buddleja) pflanzen soll, weil sie ein fieses invasives Ärgernis sind, habe ich auch diesen eigentlich sehr hübschen Busch wieder entsorgt. Auch wenn ich noch keine Invasion der Pflanze hier beobachtet hatte. Doch dann war ich in Schottland und ich habe das Problem mit eigenen Augen gesehen. Huch!!
Tipp #5: was in Schottland wächst, kann auch im Hamburg nicht verkehrt sein.
Die oben erwähnt Forsythie habe ich inzwischen ebenfalls wieder rausgeschmissen. Die kann nichts für Insekten.
Wusstest du eigentlich, dass Forsythien ein Anzeiger dafür sind, wie weit der Frühling – und damit der Klimawandel – schon fortgeschritten ist? Es gibt sogar einen “Hamburger Forsythien-Kalender“, der den botanischen Frühlingsbeginn festmacht.
Ihr könnt euch vorstellen, dass ich jedes Jahr leicht panisch wurde, wenn ich im Januar schon die ersten gelben Blüten am Strauch der Nachbarn entdeckt habe.
Bis ich dann gemerkt habe, dass das gar keine Forsythie ist, sondern ein Winterjasmin. (btw: Ja, das im Hintergrund ist tatsächlich ein Kaktus!).
Und Winterjasmin ist ein völlig verrücktes Zeug. Blüht im Januar, kann Trockenheit ab, kann Wind ab, anscheinend ist dem Busch alles egal. Und Insekten mögen ihn auch. (Ich bin nur nicht sicher, ob davon im Januar / Februar viele unterwegs sind!)
Und was hat das nun mit Schottland zu tun? Als ich ihn dann kannte, habe ich dort den Winterjasmin an jeder Ecke entdeckt.
Ein Geheimtipp also für problematische Klimaverhältnisse! Der Strauch ist vielleicht nicht wunderschön, aber besser als eine kahle Ecke ist er allemal. Und wie gesagt, die Blüten im Januar haben was!
Tipp #6: Aus Versehen überwinterte Balkonpflanzen
Zusätzlich zu meinen mehrjährigen Pflanzen kaufe ich manchmal noch ein paar kurzlebigere Blumen für den Sofort-Blüh-Effekt dazu: Bornholm-Margeriten zum Beispiel.
Im Herbst verlässt mich dann schnell die Balkon-Motivation, so dass ich die halbtoten Pflanzen im Kübel einfach draußen lasse. Kann man ja im Frühling alles wieder hübsch machen!
Nun ist es mir allerdings schon mehrfach passiert, dass – eigentlich nicht winterharten – Bornholm-Margeriten (=Kapkörbchen) auch nach dem Winter draußen noch recht lebendig aussahen. Gleiches gilt für Elfenspiegel (Nemesia) und meine selbst gesäten Löwenmäulchen.
Diese Winter waren zwar maritim-mild, aber definitiv nicht frostfrei!
Es ist also womöglich gar nicht verkehrt, im Spätherbst den Balkon einfach sich selbst zu überlassen und dann im Frühling zu schauen, was von den Pflanzen noch lebt.
Außerdem: Pflanzen für ganz heiße, trockenen Ecken
Und dann ist da ja noch meine Problemecke. Die ist dermaßen heißt, dass mir dort bisher fast alle Pflanzen verbrannt oder verdurstet sind. Diese Ecke hat nämlich eine mit Metall verkleidete Wand (heiß!!) und ein Dach (trocken!!).
Inzwischen habe ich dort Kästen mit winterharten Kakteen (null einheimisch, aber fancy) und einheimischen Sukkulenten. Im großen Kasten darunter fühlen sich der Winterjasmin, mediterrane Kräuter, Polster-Phlox und einige Steingartenstauden wohl. (Was dort alles nur eine Sasion überlebt hat kann ich gar nicht mehr aufzählen, es war so viel!)
Später im Jahr blühen hier Disteln, (dann doch wieder )Lavendel und Silberpolster-Ehrenpreis.
Fotos liefere ich bei Gelegenheit nach!
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